Wladimir (Russland)

Stand: 28.10.2022

Partnerstadt seit 1983

Wladimir, Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements (vergleichbar mit einem Bundesland von der Größe Brandenburgs), liegt etwa 170 km nordöstlich von Moskau und 2.500 km von Erlangen.

Die Stadt zählt fast 400.000 Einwohner und ist für den landeskundlich und historisch interessierten Besucher als ehemalige Hauptstadt der alten Rus, dem Großfürstentum Wladimir-Susdal, von großem Interesse.

Gemeinsam mit dem nur 30 km entfernten Susdal (Partnerstadt von Rothenburg o.d.T.) bietet das 995 gegründete Wladimir ein in Rußland einmaliges Ensemble von Kirchen, Klöstern und weltlichen Bauten vom 11. bis 18. Jhd., von denen viele unter dem Schutz der UNESCO stehen, sowie die notwendige touristische Infrastruktur auch für westliche Reisende am "Goldenen Ring".

Von besonderem Reiz für den Betrachter sind sicher die Fresken des Wandermönchs Andrej Rubljow in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale, aber auch das architektonische Kleinod Mariä Schutz am Nerl.

Wladimir präsentiert sich heute als eine moderne Stadt mit einer Vielzahl von leistungsfähigen Instituten und wissenschaftlichen Einrichtungen, einer Pädagogischen und einer Polytechnischen Universität (beide vertraglich verbunden mit der FAU, erstere zusätzlich mit der VHS und dem Institut für Fremdsprachen) und einer reich strukturierten Wirtschaft, die bei allen Problemen der mittlerweile erfolgten Umstellung vom staatlichen auf den privaten Sektor nach Jahren des Niedergangs wieder Tritt gefaßt hat und längst nicht mehr nur von den fünf Großbetrieben, sondern vom Mittelstand geprägt wird. Den Menschen steht ein breites Angebot von kulturellen und sportlichen Einrichtungen - vom Schauspielhaus bis hin zum Stadion - zur Verfügung.

Die Städtepartnerschaft wurde 1983 zunächst als "Verlobungsvertrag" auf fünf Jahre besiegelt und nach bestandener Probezeit 1987 offiziell bestätigt. Wichtigstes Ziel der Verbindung war und bleibt die Völkerverständigung und Aussöhnung. Nicht von ungefähr steht deshalb das Motto "Bürgerpartnerschaft" im Zentrum und schließt die Kontakte zwischen Kriegsveteranen ebenso ein wie den Schüleraustausch.

Symbol dieser Bürgerpartnerschaft ist in Wladimir das Erlangen-Haus, das neben dem Rathaus Wladimir als Anlaufstelle für sämtliche Kontakte genutzt wird.

Hier mietet die von Erlangen aus initiierte Akademie für Wirtschaftspraxis Büros, stehen Gästezimmer zur Verfügung, werden Deutsch-Kurse in Zusammenarbeit mit der VHS und dem Goethe-Institut angeboten und trifft sich der Freundschaftskreis Wladimir - Erlangen. Die Aktion "Hilfe für Wladimir" hat enorme Spendenmittel der Erlanger Bevölkerung mobilisiert und viel Gutes bewirkt, dank der Unterstützung der Siemens AG und der ESTW AG sowie dem THW beheizt das "Kesselhaus Erlangen" einen ganzen Stadtteil, eine regelrechte Flotte von Bussen aus Erlangen ist nicht mehr aus dem Wladimirer ÖPVN wegzudenken, das Klärwerk ist dank Erlanger Unterstützung auf einem optimalen Stand, die Erlanger Wirtschaftsjunioren haben eine Partnerorganisation gegründet, die katholische Gemeinde Wladimir wurde dank Erlanger Hilfe wiedergegründet.

Die Wladimirer Turnerschule hat ebenso wie die Vielzahl von Kulturgruppen einen großen Beitrag zum Gelingen der Partnerschaft geleistet. Die Stadtverbände für Kultur und Sport sind die Säulen der Vereinskontakte, aber auch der Kunstverein, die Service-Clubs und viele private Initiativen tun das Ihre. Das BRK hat eine Rot-Kreuz-Station eingerichtet und ein Projekt zur häuslichen Pflege ins Leben gerufen, der Medizineraustausch ergänzt die humanitäre Hilfe, und die Barmherzigen Brüder Gremsdorf arbeiten eng mit der Wladimirer Kinderpsychiatrie zusammen. Jährlich gibt es fast einhundert Austauschprogramme auf den unterschiedlichsten Ebenen. Regelmäßig veranstaltete Bürgerreisen mit bis zu 350 Teilnehmern schaffen ein Klima der Offenheit und Verständigung über alle Grenzen hinweg. Die Deutsche Botschaft in Moskau hält die Städtepartnerschaft "für ein besonders gut gelungenes Beispiel dafür, daß es sich lohnt, Geld und Energie in diese die Menschen unmittelbar einbeziehende Form der Völkerverständigung zu stecken."

Die Verbindung zu Wladimir wurde im März 2002 von Bundespräsident Johannes Rau mit dem "1. Preis für Bürgerschaftliches Engagement in Rußland" ausgezeichnet.

Wegen des Angriffskriegs der russischen Armee auf die Ukraine beschränken sich die Kontakte seit dem 24. Februar 2022 auf die Zivilgesellschaft und die Verbindung zum Erlangen-Haus.